Teil 2 zur Reihe: Wenn die Stimmung kippt – und niemand es war.
- Ute Müller
- 14. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Mai
Wenn Steuerung subtil wird – und du es spürst:
Toxisches Verhalten
Manche Dinge brauchen Raum. Gruppendynamik ist kein Thema für Schnelllösungen. Wer verstehen will, was zwischen Menschen geschieht – und was das mit einem selbst macht – darf sich Zeit nehmen. Dieser Text will nicht schnell gelesen werden. Sondern wirken.

Wenn eine Person alles verändert
Manchmal reicht es nicht, hinzuschauen.
Nicht, weil es an Klarheit fehlt – sondern weil das, was man sieht, schwer zu benennen ist.
Die Gruppe funktioniert, nach aussen zumindest.
Doch unter der Oberfläche: Verunsicherung, Rückzug, Frust.
Nicht bei allen – aber bei einigen. Immer wieder.
Und oft lässt sich die Veränderung auf eine Person zurückführen.
Nicht unbedingt die Führungskraft. Nicht laut. Nicht auffällig.
Und doch: etwas verschiebt sich, wenn sie spricht, den Raum betritt, Fragen stellt.
Nicht was gesagt wird, sondern wie.
Wenn Unsicherheit Methode hat – über Menschen, die als «toxisch» erlebt werden
Der Begriff «toxisches Verhalten» wird heute oft verwendet, um zwischenmenschliche Dynamiken zu beschreiben, die als belastend, manipulativ oder grenzüberschreitend erlebt werden. Dabei ist wichtig zu betonen: Es handelt sich hierbei nicht um eine klinische Diagnose, sondern um eine metaphorische Beschreibung von Verhalten, das auf Betroffene wie ein emotionales Gift wirkt – zermürbend, verletzend, manchmal schwer greifbar.
Ich verwende den Begriff in diesem Zusammenhang bewusst mit Vorsicht. Denn was als «toxisch» erlebt wird, ist oft subjektiv, kontextabhängig und Teil komplexer Beziehungsmuster. Die Zuschreibung «toxisch» kann leicht stigmatisieren oder vorschnell verurteilen. Gleichzeitig bietet sie vielen Betroffenen eine Sprache für schwer auszudrückende Erfahrungen und damit eine erste Möglichkeit, das Erlebte zu reflektieren.
In diesem Abschnitt soll daher nicht pauschal über Personen geurteilt werden, sondern es geht darum, Verhaltensweisen sichtbar zu machen, die innerhalb einer bestimmten Dynamik als toxisch empfunden werden. Diese Perspektive ist eine von mehreren möglichen – sie hilft dabei, Muster zu erkennen, ohne andere Blickwinkel auszuschließen.
Toxisches Verhalten zeigt sich selten als direkter Angriff.
Oft beginnt es leise. Mit einer Bemerkung, die irritiert.
Mit einem Blick, der sich später nicht greifen lässt.
Mit dem Gefühl, dass man sich selbst nicht mehr sicher ist.
Wer sich schützen möchte, beginnt sich zu hinterfragen:
War das so gemeint? Habe ich zu viel hineininterpretiert?
Und genau das ist Teil der Dynamik.
Menschen, die auf uns toxisch wirken, schaffen keine offenen Konflikte – sie schaffen Unsicherheit.
Sie entziehen sich, geben doppeldeutige Signale, spielen mit Nähe und Distanz.
Sie sind selten klar – aber immer wirksam.
Zwischen Charme und Kontrolle
Nach außen oft professionell, charmant, engagiert.
Im Einzelkontakt aber manipulierend, bewertend, schneidend.
Die Gruppe erlebt zwei Seiten – und wer sie beide sieht, erlebt sich schnell als allein.
Denn viele spielen mit – unbewusst, aus Angst, aus Bequemlichkeit.
Die Gruppe beginnt, sich zu spalten: in loyale Mitläufer und stille Zweifler.
Wer es anspricht, riskiert den Ausschluss.
Denn «toxisch» wirkende Menschen sind geschickt:
Sie delegitimieren Kritik, stellen Rückfragen, verwässern, verharmlosen.
Und wenn du Klarheit willst, heißt es oft: «Du übertreibst.», «Das hast Du falsch verstanden» oder: «Du bist einfach empfindlich.» usw.
Wie erkenne ich, dass es toxisches Verhalten ist – und nicht nur schwierig?
Toxisches Verhalten ist selten ein Ausrutscher. Es ist ein Muster.
Wiederkehrend. Systematisch.Hier einige Anzeichen:
Du fühlst dich klein, verunsichert, obwohl nichts direkt gesagt wurde
Du traust dich nicht mehr, offen zu sprechen
Kritik wird umgedeutet, gegen dich verwendet
Du bist im Gespräch «verloren» – es bleibt keine Klarheit
Andere scheinen zu sehen, was passiert – aber niemand benennt es
Du spürst: Es liegt nicht an dir – und doch bleibt alles an dir hängen
Was kann ich tun?
1. Benenne, was du wahrnimmst – für dich.
Nicht alles muss sofort ausgesprochen werden. Aber du darfst dir selbst glauben.
2. Versuche, das Verhalten zu spiegeln – nicht zu deuten.
Beispiel: «Du hast gerade etwas gesagt, das mich irritiert hat.»
Nicht: «Du manipulierst.»
3. Achte auf dein Gefühl – nicht auf die Reaktion der Gruppe.
Die Gruppe wird sich oft schützend vor das toxische System stellen.
Nicht aus Bosheit, sondern aus Angst.
4. Überlege: Ist Veränderung hier möglich – oder brauche ich Abstand?
Nicht jede Dynamik lässt sich auflösen. Manchmal liegt die Klarheit im Gehen.
Und wenn ich bleibe?
Dann braucht es klare Grenzen, innere Standfestigkeit und manchmal Unterstützung von außen.
Nicht jede Gruppe ist bereit für Konfrontation – aber du kannst lernen, dich nicht selbst zu verlassen.
Fazit
Toxische Gruppendynamik entsteht nicht durch eine Person allein – aber manchmal reicht eine, um eine ganze Gruppe aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Wenn du spürst, dass du ständig an dir selbst zweifelst, dich zurückziehst, obwohl du eigentlich wachsen willst – dann lohnt sich eine ehrliche Frage:
Bin ich in einem gesunden System? Oder versuche ich, mich an etwas anzupassen, das mir nicht guttut?
Dabei ist wichtig zu wissen:
Es gibt nicht nur die Entscheidung zwischen bleiben und leiden – oder gehen.
Manchmal liegt der Weg in einem bewussten Dableiben – verbunden mit Veränderung.
Das ist kein leichter Weg, aber eine echte Chance zur Persönlichkeitsentwicklung.
Denn es ist möglich, in Gruppen zu bestehen, kraftvoll zu wirken und sogar Dynamiken zu verändern – nicht durch Kontrolle oder strategisches Verhalten, sondern durch echte Präsenz, innere Klarheit und natürliche Autorität.
So kann Veränderung von innen heraus geschehen – authentisch und wirksam.
🟠 Dieser Artikel ist Teil der Reihe: Wenn Gruppen schwierig werden – und niemand es war.
Teil 1: «Was, wenn ich es bin – ohne es zu merken?» → [Link zum Teil 1]
Teil 3: «Kein Entkommen: Deine Rolle im System» → [Link zum Teil 3]
Hinweis:
Mein Ansatz im Bereich «Bewusstseinsarbeit» bietet ein grundlegendes Werkzeug zur Veränderung persönlicher Themen, zur Lösung innerer Blockaden und Herausforderungen. Dies umfasst auch Aspekte der Gesundheit (Psychosomatik) und der Gewichtsreduktion. Die Kommunikation kann entweder im Wachbewusstsein oder in einem Zustand bewusster Hypnose stattfinden. Dabei sind zwei entscheidende Faktoren wichtig:
Mut, sich selbst zu begegnen.
Authentizität, den Willen zur bedingungslosen Ehrlichkeit zu sich selbst zu haben.
Schmankerl
Eine kleine Auflockerung zum Thema:
Best of Arbeitsleben - Büroleben at its best | 20 Jahre Ladykracher

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In der Online-Kommunikation verwende ich das «Du», wie im Englischen, um eine persönliche und offene Ansprache zu schaffen – ohne die formale Distanz zu verlieren. Ebenso wähle ich bewusst eine vereinfachte Sprache ohne Unterscheidung von Gender und Diversität. Dies geschieht aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit. Mir ist es wichtig zu betonen, dass ich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Identität oder Herkunft schätze und respektiere. Jeder ist willkommen, und ich achte alle gleichermaßen. Mein Anliegen ist es, dass sich alle Leserinnen und Leser gleichermaßen angesprochen fühlen. Vielen Dank für Dein Verständnis.
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