Schleichende Gewichtszunahme – warum wir nicht merken, dass wir zunehmen
- Ute Müller
- 18. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Juli
Dessert zu viel. «Ach, heute gönn ich mir das – so schnell nimmt man ja nicht zu.» Ein Satz, den wir alle kennen. Und tatsächlich: Am nächsten Tag sieht man nichts im Spiegel. Die Hose passt auch noch. Alles gut. Und genau hier beginnt das eigentliche Thema.

Die unsichtbare Zunahme – Studien zeigen:
sie ist real
Langzeitstudien zeigen, dass Erwachsene durchschnittlich zwischen 0,4 bis 1 kg pro Jahr zunehmen – meist unbemerkt. Eine australische Untersuchung spricht von bis zu 1 kg jährlich. US-amerikanische Daten bestätigen dies mit rund 4,2 kg über ein Jahrzehnt. Auch junge Erwachsene (18–24 Jahre) sind betroffen, mit einem Schnitt von 0,36 kg pro Jahr. Klingt wenig? Vielleicht. Doch 10 Jahre später können es 5–10 kg mehr sein – schleichend, aber dauerhaft.
Was macht diese Entwicklung so heimlich? Warum bemerken wir Gewicht erst, wenn der Spiegel alarmiert oder ein Foto uns irritiert? Vielleicht, weil unser modernes Leben mit seiner ständigen Reizüberflutung, Entertainment und inneren Zerstreuung unser Körperbewusstsein vernebelt.
Und nicht nur das: Viele Menschen glauben, sie ernähren sich gesund – weil sie Produkte wählen, die mit Begriffen wie «leicht», «clean» oder «vegan» werben. Doch hinter diesen Etiketten steht oft hochverarbeitete Industriekost, angereichert mit Zucker, Konservierungsmitteln und «natürlichen Aromen», die unser Gehirn und unsere Geschmacksknospen manipulieren. Der Salat aus der Packung mit Dressing? Oft ein Zuckercocktail. Der Müsliriegel? Ein Energielieferant mit Insulinachterbahn.
Wir essen – scheinbar bewusst – und bleiben doch unbewusst. Wie kann es sein, dass wir in einem Zeitalter der Informationsfülle gleichzeitig den Bezug zum eigenen Körper verlieren?
Typische Risikophasen für schleichende Gewichtszunahme:
Uni, Feiertage, Ferien
Besonders anfällig sind Übergangsphasen: Das erste Studienjahr, neue Jobs, Trennungen, Feiertage. Studien zeigen: Studierende nehmen im ersten Uni-Jahr bis zu 1,8 kg zu. Weihnachten, Ostern, Sommerurlaub – auch hier setzen sich 0,25 bis 0,5 kg fest. Und sie verschwinden oft nicht mehr.
Warum? Weil wir in diesen Phasen das Essen oft als Ausgleich erleben. Als Belohnung. Als Trost. Und weil es uns schwerfällt, die späteren Kilos wieder loszuwerden.
Vielleicht, weil Genuss und Disziplin wie Gegenspieler wirken? Vielleicht, weil mit Selbstverantwortung auch Arbeit verbunden ist – und wir Arbeit in einer Spassgesellschaft möglichst vermeiden?
Gerade junge Menschen, die erstmals auf eigenen Beinen stehen, entwickeln Essgewohnheiten, die von Freiheit geprägt sind – aber auch von Unregelmässigkeit. Schnell, günstig, bequem. Und ja: mit Freude am Genuss. Doch auch mit der Gefahr, dass der neue Alltag zu einem Dauerausnahmezustand wird – in dem Ernährung zur Nebensache verkommt.
Warum der Körper das Zuviel hält:
Setpoint-Theorie & Stoffwechselanpassung
Der Körper ist nicht unser Feind. Er ist ein Überlebenskünstler. Laut der Setpoint-Theorie versucht er, ein individuelles Gewichtsfenster stabil zu halten. Wird dieses überschritten – etwa durch dauerhafte Kalorienüberschüsse – passt er sich an. Das neue Gewicht wird zur «Norm».
Studien zeigen, dass schneller Gewichtsverlust (wie bei «The Biggest Loser») den Grundumsatz dramatisch senken kann – das heißt: Der Körper spart Energie, um sich zu schützen. Doch auch eine langsame, stetige Zunahme führt dazu, dass das neue Gewicht verteidigt wird.
Unser Körper ist nicht faul, sondern intelligent. Er speichert Reserven – aus Sorge um uns. Denn er will überleben. Doch in einer Welt ohne Hungerphasen, ohne Mangel, ohne rhythmisches Fasten kann dieser gutgemeinte Mechanismus krank machen. Die alten Programme greifen – doch die Bedingungen haben sich geändert. Und das führt zur schleichenden Gewichtszunahme.
Warum wir den Wandel nicht sehen wollen
0,5 kg mehr? Kein Drama. Doch in 10 Jahren ergibt sich ein neues Selbstbild. Ein Bild, das sich oft unbemerkt mitverändert. Der Spiegel gewöhnt sich daran. Der Geist auch.
Wir leben in einer Kultur, die auf unmittelbaren Genuss ausgerichtet ist. Spass, Unterhaltung, Ablenkung. Kritik wird vermieden – sie stört das Lebensgefühl. Und: Selbstbeobachtung ist anstrengend. Sie fordert auf. Zum Nachdenken, zum Handeln. Und dazu braucht es Motivation – etwas, das jenseits von Angst oder Schuld liegt.
Vielleicht ist es genau dieser Punkt, an dem wir uns fragen sollten: Wie gut kennen wir unsere eigene Psyche? Wie sehr verstehen wir, warum wir essen, wie wir essen? Denn unsere Psyche isst mit – und oft steuert sie, was wir uns schönreden. Der Bereich der Ernährungspsychologie ist dabei ein stiller Schlüssel. Noch wenig beachtet, doch von grosser Kraft.
Wer seine inneren Mechanismen erkennt – warum er zum Essen greift, was er sucht, was ihn beruhigt – der beginnt, nicht gegen den Körper zu kämpfen, sondern mit ihm zu arbeiten. In Partnerschaft.
Was tun?
Bewusste Selbstbeobachtung statt Alarmismus
Es braucht keine radikalen Lösungen – sondern ehrliche Schritte zur Veränderung.Und es braucht etwas, das heute oft nur oberflächlich verstanden wird: Achtsamkeit (die Fähigkeit beobachten zu können). Nicht als Lifestyle, nicht als Meditationstrend. Sondern als Fähigkeit, innezuhalten, hinzusehen und sich selbst ernst zu nehmen. Sie ist kein Ziel – sondern ein Ausgangspunkt. Für echte, eigendienliche Veränderung.
Kleine Übungen können dabei grosse Wirkung entfalten:
Routinen hinterfragen: Wann esse ich? Warum? Wie fühle ich mich dabei?
Ehrlich mit sich sein – ohne Schuld, sondern aus Fürsorge.
Bewegung als Ausdruck von Lebendigkeit, nicht als Strafe.
Wöchentliches Wiegen – als liebevolle Selbstbeobachtung, nicht zur Kontrolle.
Weniger Ablenkung beim Essen, mehr Spüren: Der Körper spricht – wenn wir zuhören.
Vielleicht geht es weniger um Disziplin – und mehr um Beziehung. Beziehung zum eigenen Körper. Zur eigenen Psyche. Und damit auch zur Welt.
Der Mensch:
denkend, fühlend, verantwortlich
Es gibt einen natürlichen Weg zum Wohlfühlgewicht. Nicht kompliziert – aber ehrlich.Er beginnt nicht mit einem neuen Plan, sondern mit einer inneren Bewegung: Mut. Neugier. Die Bereitschaft, sich selbst zu begegnen.
Veränderung entsteht, wenn Verstand und Geist begreifen, was wirklich gebraucht wird. Dann beginnt der Körper, sich selbst zu regulieren – nicht unter Zwang, sondern in Kooperation. So wie eine Tablette für eine gewisse Zeit wirken kann, braucht auch innere Arbeit Zeit. Doch echte Selbsterkenntnis wirkt tiefer. Und nachhaltiger. Sie verändert nicht nur das Essverhalten, sondern bereichert das ganze Leben.
Dieser Beitrag will keine Regeln aufstellen. Er will ermutigen – zum Denken, Hinterfragen, Spüren.Denn wer erkennt, warum er isst, wie er isst, beginnt Verantwortung zu übernehmen. Nicht aus Druck. Sondern aus Einsicht. Aus Klarheit. Aus Freiheit. Intrinsisch – aus Dir heraus.
Vielleicht ist genau das der Anfang einer neuen Esskultur: Essen als Ausdruck von Selbstkontakt. Nicht als Ersatz für das, was fehlt.
Zeit, von der Oberfläche in die Tiefe zu gehen: weniger Regeln, mehr Selbstverstehen. Ernährung als Spiegel der Selbstbeziehung – und als Weg zu einem Leben, das schmeckt. Mit Wohlfühlgewicht.
Hinweis:
Mein Ansatz im Bereich «Bewusstseinsarbeit» bietet ein grundlegendes Werkzeug zur Veränderung persönlicher Themen, zur Lösung innerer Blockaden und Herausforderungen. Dies umfasst auch Aspekte der Gesundheit (Psychosomatik) und der Gewichtsreduktion. Die Kommunikation kann entweder im Wachbewusstsein oder in einem Zustand bewusster Hypnose stattfinden. Dabei sind zwei entscheidende Faktoren wichtig:
Mut, sich selbst zu begegnen.
Authentizität, den Willen zur bedingungslosen Ehrlichkeit zu sich selbst zu haben.

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Ute Müller
Autorin & Entwicklerin des Programms "ICH bin mein bester Food-Coach."

In der Online-Kommunikation verwende ich das «Du», wie im Englischen, um eine persönliche und offene Ansprache zu schaffen – ohne die formale Distanz zu verlieren. Ebenso wähle ich bewusst eine vereinfachte Sprache ohne Unterscheidung von Gender und Diversität. Dies geschieht aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit. Mir ist es wichtig zu betonen, dass ich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Identität oder Herkunft schätze und respektiere. Jeder ist willkommen, und ich achte alle gleichermaßen. Mein Anliegen ist es, dass sich alle Leserinnen und Leser gleichermaßen angesprochen fühlen. Vielen Dank für Dein Verständnis.
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