Psychologie der Ernährung
- Ute Müller
- 11. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
Wenn Ernährung zum Statement wird – und Gespräche uns verunsichern.

Jeder weiss etwas. Und jeder weiss es anders.
Wir leben in einer Zeit, in der Ernährung kein Spezialthema mehr ist, sondern Alltag. Man spricht beim Einkaufen über Gluten, beim Apéro über Fastenfenster und in der Kaffeepause über das beste Eiweiss-Shake. Das ist einerseits wunderbar – denn es zeigt, wie sehr Ernährung ins Bewusstsein gerückt ist. Doch es bringt auch eine neue Dynamik mit sich: Je mehr Wissen im Raum ist, desto grösser wird das Bedürfnis, sich zu positionieren.
Warum fühlen wir uns oft gedrängt, unseren Standpunkt zu verteidigen, wenn es ums Essen geht? Ist Nahrung heute auch eine Bühne für Identität?
Vom Gespräch zur Verunsicherung – wie innere Klarheit ins Wanken kommt
Vielleicht hast du es schon erlebt: Du fühlst dich wohl mit deiner Ernährung. Du isst, was dir bekommt. Du hast deinen Rhythmus gefunden. Und dann kommt ein Gespräch – am Familientisch, mit Freunden, beim Sport – in dem jemand sehr überzeugt auftritt: «Also ich mache Low Carb, weil Kohlenhydrate machen müde.» Oder: «Ich schwöre auf Proteinshakes – das ist das Beste für den Muskelaufbau.»
Und plötzlich fragst du dich: Mache ich es vielleicht doch falsch? Verpasse ich etwas? Sollte ich meine Ernährung ändern?
Solche Gedanken schleichen sich ein – nicht, weil du keine Ahnung hast. Sondern weil Überzeugungskraft oft mehr Eindruck hinterlässt als sachliche Richtigkeit. Und weil wir soziale Wesen sind, die dazugehören wollen. Zweifel entsteht dort, wo Meinung auf Selbstsicherheit trifft.
Was macht es mit uns, wenn wir unsere eigene Wahrheit infrage stellen – nicht aus eigener Erkenntnis, sondern wegen der Überzeugung anderer?
Wissen ist verfügbar – aber nicht immer verankert
Noch nie war es so leicht, sich über Ernährung zu informieren. Studien, Bücher, Podcasts, Experten – alles ist nur einen Klick entfernt. Das bedeutet aber auch: Menschen wissen heute sehr viel. Doch oft fehlt die innere Integration dieses Wissens. Es ist angelesen, nicht durchlebt. Und deshalb manchmal laut, aber nicht stabil.
Wer seine Ernährung tatsächlich durchdrungen hat, braucht nicht zu missionieren. Er kann im Gespräch stehenlassen, was der andere sagt – und bei sich bleiben.
Die psychologische Dynamik hinter dem «Ich weiss, was mir gut tut»
Viele Menschen glauben heute, sie hätten herausgefunden, was ihnen bekommt – etwa durch einen Ernährungstrend, ein Erlebnis, ein Gefühl. Doch nicht immer ist das ein bewusster Prozess. Oft ist es eine Mischung aus subjektivem Erleben, medialen Einflüssen und innerem Wunsch nach Ordnung.
Ein Beispiel: Jemand sagt, er verträgt kein Gluten – ohne dass es medizinisch abgeklärt wurde. Trotzdem wird diese Aussage zur Identität. Warum? Weil sie Halt gibt. Weil sie eine Erklärung liefert für diffuse Beschwerden. Und weil sie Zugehörigkeit schafft – zu einer wachsenden Gruppe von «bewusst Essenden».
Ernährung wird hier zur Selbstvergewisserung. Und jede andere Meinung wirkt wie eine Bedrohung dieses inneren Gleichgewichts.
Wie offen sind wir wirklich, unsere Gewissheiten zu hinterfragen – wenn sie Teil unserer Identität geworden sind?
Dialog statt Dogma – und das eigene Körpergefühl als Kompass
Die Lösung liegt nicht darin, alle Standpunkte aufzugeben – sondern darin, die eigenen bewusst zu wählen. Ein Gespräch muss nicht in Rechthaberei enden. Es kann auch ein Raum sein, in dem Meinungen koexistieren. In dem ich sagen kann: «Das ist spannend, was du sagst. Ich erlebe es bei mir anders.»
Denn letztlich zählt nicht, was «man» isst. Sondern was mir bekommt. Was mein Körper signalisiert. Und was mich nährt – körperlich wie emotional.
Doch das zu erkennen, braucht eine gewisse Beobachtungsgabe (Achtsamkeit). Und manchmal auch den Mut, sich nicht vom Lautesten im Raum beeinflussen zu lassen. Sondern leise bei sich zu bleiben. Und aus dieser Ruhe heraus zu handeln.
Die Psychologie der Ernährung: Essen ist Spiegel des Selbst – darin liegt der Schlüssel, den Autopiloten zu stoppen.
Essen ist mehr als die Beobachtung körperlicher Bedürfnisse. Oft zeigt sich darin ein tieferes, inneres Geschehen – ein Spiegel seiner Selbst. Der Impuls, zu einem bestimmten Lebensmittel zu greifen, ist meist nur die Spitze des Eisbergs: die Symptom-Ebene.
Um wirklich in unser Wohlfühlgewicht zu finden, geht es nicht darum, diesen Impuls einfach zu unterdrücken oder zu kontrollieren. Sondern darum, zu erkennen, warum wir essen, was wir essen. Welche inneren Erlebnisse oder alten Erfahrungen damit in Verbindung stehen (Psychologie der Ernährung). Der Autopilot, auf dem wir uns manchmal wiederfinden, ist einst aus einer bestimmten Situation heraus entstanden. Damals war diese Reaktion vielleicht ein Schutz oder eine Hilfe. Heute jedoch ist sie oft nicht mehr nötig – nur hat unser Nervensystem das noch nicht erkannt.
Es liegt an uns, unser Nervensystem sanft darüber zu informieren, dass es nicht mehr auf alte Auslöser reagieren muss. Das geschieht, indem wir die Ursachen erforschen, die Muster beleuchten und den Ursprung verstehen. Sobald wir den inneren Konflikt erkennen und annehmen, verliert der Autopilot seine Macht.
Wir regulieren nicht einfach unser Körpergewicht – wir regulieren unser Nervensystem. Und ein reguliertes Nervensystem findet von selbst zu einem regulierten Körpergewicht.
Zeit, von der Oberfläche in die Tiefe zu gehen: weniger Regeln, mehr Selbstverstehen. Ernährung als Spiegel der Selbstbeziehung – und als Weg zu einem Leben, das schmeckt. Mit Wohlfühlgewicht.
Hinweis:
Mein Ansatz im Bereich «Bewusstseinsarbeit» bietet ein grundlegendes Werkzeug zur Veränderung persönlicher Themen, zur Lösung innerer Blockaden und Herausforderungen. Dies umfasst auch Aspekte der Gesundheit (Psychosomatik) und der Gewichtsreduktion. Die Kommunikation kann entweder im Wachbewusstsein oder in einem Zustand bewusster Hypnose stattfinden. Dabei sind zwei entscheidende Faktoren wichtig:
Mut, sich selbst zu begegnen.
Authentizität, den Willen zur bedingungslosen Ehrlichkeit zu sich selbst zu haben.

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Ute Müller
Coach und Hypnotherapeutin, dipl. Ernährungsberaterin, Autorin & Entwicklerin des Programms "ICH bin mein bester Food-Coach."

In der Online-Kommunikation verwende ich das «Du», wie im Englischen, um eine persönliche und offene Ansprache zu schaffen – ohne die formale Distanz zu verlieren. Ebenso wähle ich bewusst eine vereinfachte Sprache ohne Unterscheidung von Gender und Diversität. Dies geschieht aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit. Mir ist es wichtig zu betonen, dass ich alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Identität oder Herkunft schätze und respektiere. Jeder ist willkommen, und ich achte alle gleichermaßen. Mein Anliegen ist es, dass sich alle Leserinnen und Leser gleichermaßen angesprochen fühlen. Vielen Dank für Dein Verständnis.
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